Vom Kurhaus zum Reservelazarett
Ermutigt durch das steigende Interesse der „Großstädter“, auf dem Dorf und Lande neue Kräfte und Gesundheit zu finden, fasste der Zittauer Baumeister Oswald Fritsche im Sommer 1896 den Entschluss zum Bau eines „Kurhauses“. Als geeigneten Platz wählte er dafür das am Brandberg gelegene „August Arnoldsche Bauerngut“, welches sich zu diesem Zeitpunkt in städtischem Besitz befand. Schon Ende September 1896 wurde mit dem Abbruch der alten Scheune und dem Neubau begonnen.Nach kurzer Bauzeit wurde das „Kurhaus Lückendorf“ bereits am 15. Mai 1897 dem öffentlichen Verkehr übergeben, am 21. Juni erfolgte die Einweihung.
Der erste Pächter des Hauses war Oberkellner Hugo Löbel aus Leipzig. Er erfreute sich eines guten Rufes und brachte das Kurhaus bald zu Ansehen. Im Herbst 1898 zerschlug sich plötzlich das Pachtverhältnis zwischen Löbel und Baumeister Fritsche und Heinrich Unger aus Eichgraben führte in dessen Auftrag die Bewirtschaftung weiter.
Im April 1900 übernahm Otto Wanke aus Dresden das Kurhaus pachtweise. Auch diesem war es nicht vergönnt, das Haus wieder auf alte Höhen zu bringen. Im Herbst desselben Jahres gab Wanke die Pacht wieder auf und an dessen Stelle trat vertretungsweise der Hotelier Eduard Sieg aus Oybin. Am 1. Februar 1901 erwarb es dann der Görlitzer Hotelier Albrecht Meyer, welcher von vornherein in einem guten Ruf stand. Diesem war es möglich, das Kurhaus bald wieder zum alten Ansehen zu bringen.
Am 23. Juli 1903 weilte der letzte Sächsische König, seine Königliche Hoheit der Kronprinz Friedrich August von Sachsen, und seine Söhne Friedrich Christian und Georg im „Kurhaus Lückendorf“. Zur Erinnerung an den königlichen Gast gab es ein Foto, aufgenommen hinter dem Kurhaus von Photograph Strube, Zittau.
Am 1. April 1907 verkaufte er jedoch das Haus weiter an den Hotelier Martin Müller aus Dresden. Dieser erneuerte zunächst das Haus innen und außen, baute 1911 die große Veranda an und betrieb das „Kurhaus Lückendorf“ als „Restaurant – Gebirgshotel – Weinstuben“.
Am 1. Oktober 1912 wurde die Postagentur in das Kurhaus verlegt, welche dessen Besitzer bis zum 31. August 1919 verwaltete. Unter Müllers Leitung hob sich der Betrieb weiter, ebenso der Fremdenverkehr, welcher seinen Höhepunkt 1913/14 bis zu Ausbruch des Krieges erreichte. 1914, kurz nach der Mobilmachung wurde Müller zum Heeresdienst einberufen. Die Bewirtschaftung leitete seine Frau bis zu dessen Rückkehr Anfang 1918. Von Ende November 1918 bis April 1919 wurde das Kurhaus als Reservelazarett benutzt.